Wo Günter Grass gearbeitet hat
Wenn am 10.September der nächste Regiobranding-Aktionstag „Die Wilstermarsch erfahren“ stattfindet, soll sich unter anderem die Tür zum Alfred-Döblin-Haus in Wewelsfleth öffnen. Was Interessierte dort sehen und erfahren können, erlebte das Team der Regiobranding-Lenkungsgruppe dieser Tage. Es arbeitet seit Jahresbeginn intensiv an den Vorbereitungen für den Aktionstag, der diesmal in der südlichen Marsch stattfinden wird, nachdem der erste Aktionstag 2022 in Wilster und den nördlichen Gemeinden zu einem großen Erfolg geworden war.
„In den Dörfern Beidenfleth, Brokdorf, St. Margarethen und Wewelsfleth sowie in der Gemeinde Dammfleth haben sich zahlreiche Menschen gefunden, die die Besonderheiten ihrer Gemeinde vorstellen wollen“, sagt Jürgen Ruge, Sprecher der Regiobranding-Lenkungsgruppe. Derzeit würden die unterschiedlichen Ideen vor Ort konkretisiert und in der Lenkungsgruppe miteinander ausgetauscht.
Bei einem Organisationstreffen habe Désirée Tiedemann, Hausdame des Alfred-Döblin-Hauses in Wewelsfleth, vorgeschlagen, der erweiterten Lenkungsgruppe das historische Gebäude einmal vorzustellen. „Das Angebot wurde sehr gerne angenommen, so dass sogar zwei Führungen stattfinden konnten“, so Ruge.
Das Gebäude in unmittelbarer Nähe der Kirche war 1698 als Kirchspielvogtei erbaut worden und beherbergt im Inneren Teile eines dort Mitte des 19. Jahrhunderts eingerichteten Kolonialwarenladens. 1970 kaufte der Literaturnobelpreisträger Günter Grass das Anwesen und rettete es so vor dem bereits geplanten Abriss.
Stipendiaten im Haus
Grass schrieb in Wewelsfleth unter anderem seine Romane „Der Butt“ und das 1980 erschienene Buch „Kopfgeburten“. Es enthält zahlreiche Passagen, in denen der regionale Bezug (Itzehoe, Hollerwettern, Elbe, Brokdorf) erkennbar ist. 1985 verließ Grass Wewelsfleth und schenke das Haus der Stadt Berlin, damit Berliner dort eine Zeit lang ungestört ihrer literarischen Arbeit nachgehen können. Das ist nach wie vor der Fall: Dreimal im Jahr kommen je drei Stipendiaten für ein Vierteljahr nach Wewelsfleth. „In den Monaten Januar und Februar wird das Haus nicht von den Literaten genutzt“, sagt Désirée Tiedemann, „so dass ich dann gerne Führungen anbiete, um das schöne alte Haus zu zeigen und über seine Nutzung zu erzählen.“ Dass dieses Angebot nicht nur bei dem Regiobranding-Team ankommt, zeigt die große Nachfrage, unter anderem nach den am 27. und 28. Februar angebotenen Führungen. Wer dafür keinen Platz mehr bekommen hat, muss sich auf den 10. September vertrösten lassen. Dann werden im Alfred-Döblin-Haus am Aktionstag „Die Wilstermarsch erfahren“ ausnahmsweise Führungen angeboten, obwohl dort Stipendiaten arbeiten werden.
„Nachdem wir erleben konnten, wie informativ und begeisternd Désirée Tiedemann das Haus vorgestellt hat, gehen wir fest davon aus, dass dieses am Aktionstag ein Ort sein wird, der von vielen Interessierten besucht werden wird“, ist Jürgen Ruge sicher.