Märchen aus dem Kerker
Wenn am Sonntag, 8. September, der Aktionstag „Die Wilstermarsch erfahren“ in die dritte Runde startet, zählt auch Wilsters Altes Rathaus zu den insgesamt 22 Stationen, die an diesem Tag besichtigt werden können. Das Gebäude von 1585 in der Straße Op de Göten zeigt ein Stück Geschichte aus dem Mittelalter. Im Mittelpunkt wird der Kerker, tief unten im Rathauskeller, stehen, wo Märchen zu hören sein werden.
Hexenverbrennung bis zum Jahr 1678
Während oben in der Halle die Waren, zum Teil über die Wilster-Au angeliefert, gewogen und feilgeboten wurden, warteten unten verzweifelte Seelen auf die Hinrichtung. So wie 1678 Trinke Evers, die offiziell als letzte Hexe in Wilster verbrannt wurde und gemeinsam mit Trinke Kuhlmann und Stienke Ritzers zwei Jahre im Wilsteraner Kerker saß. Einige Balken in dem Verlies stammen noch aus dieser Zeit, genauso wie der mit Katzenkopfpflaster ausgelegte Fußboden.
Am Aktionstag wird „Magd“ Claudia Lemm stimmungsvolle Märchen im Kellerverlies erzählen. Einen ersten „Probelauf“ gab es bereits. Die „Magd“ begrüßte einige Gäste und sang aus dem 1. Merseburger Zauberspruch, in dem mystische Wesen gefangene Krieger befreien. Claudia Lemm qualifiziert sich gerade zur Märchenerzählerin und fesselte die Zuhörer mit Geschichten aus der Zeit, als „Wünschen noch half und das Zauberhafte noch wahrhaftig war.“
So ist es auch am 8. September geplant. Außerdem werden am Aktionstag Mitglieder des Fördervereins Historische Rathäuser bei Führungen die Wilstermarsch-Döns, die Kämmerei, die Bibliothek und den Festsaal zeigen.
Gemäuer war schon Krimi-Schauplatz
Der Fördervereinsvorsitzende Holger Stamm berichtete, dass er gerne Krimilesungen in dem Gemäuer anbieten möchte. Krimi-Schauplatz war das Alte Rathaus bereits. Der Film „Das letzte Feuer“ ist im Kerker gedreht worden und wurde zur Krimi Nordica 2019 in dem historischen Gebäude uraufgeführt.
„Mit der Recherche zu den Aktionstagen kommen an den einzelnen Stationen viele Geschichten ans Licht, die man kaum glauben kann“, erzählte Jürgen Ruge, Sprecher der Regiobranding-Lenkungsgruppe, von den Vorbereitungen für „Die Wilstermarsch erfahren“.